Feindbilder: konservativ und progressiv

Die Ordnungsbegriffe „Konservativ“ und „Progressiv“, stammen aus dem 19. und  20. Jahrhundert. Sie klingen etwas folkloristisch und altmodisch, sie erscheinen inhaltsleer und diffus, und nicht recht in unsere heutige Zeit zu passen. Beide Begriffe gewinnen ihren Sinn erst dann, wenn man sie in Bezug zueinander setzt. Wie sich die Welt, die Wirtschaft und die Menschheit entwickeln soll, darüber herrscht Uneinigkeit. Die Vorstellungen über unsere Zukunft stehen im krassen Gegensatz zueinander.

Das Alte

Der erste Konservative im Sinne des 19. und 20. Jahrhunderts, wird wohl Aristoteles gewesen sein. Nach Aristoteles ist der Mensch von Natur aus ein politisches und soziales Wesen, das dem Willen der Götter untersteht. Die ideale Gesellschaft besteht bei Aristoteles aus der Familie, dem Haus, dem Dorf und dem Staat. Die Grundlagen eines Staates sind die Glückseligkeit (Eudaimonia) und die Freiheit (Autarkie).

Der Konservative

In seiner zweiten Staatsformlehre spricht er sich für eine Mischform aus Demokratie und Oligarchie aus. Das Volk soll alteingesessen, bodenständig und eingeboren sein. Eine Mischung mit Ausländern sieht er als Qualitätsminderung an (Autochthonia). Das Volk soll sich selbstständig aus eigenen Mitteln versorgen können und auf fremde Waren und Götter verzichten, da dies nur zu Abhängigkeiten führt und damit im Widerspruch zur Freiheit steht und das freie Wachsen der eigenen Kultur beeinträchtigt (Autarkie).

Nach der heutigen, offiziellen und genehmigten Meinung der modernen Progressiven, war Aristoteles der erste „Nazi“.

Harald Schmidt kam damals noch ungeschoren davon, als er sich als Konservativer outete:

„Ich bin ein Konservativer“, erklärte die Nummer Eins der  deutschen Late-Night-Talker. Ein Konservativer hat die Bibel, Goethe und ein Sparbuch. Der Liberale zieht sich bunte Krawatten an und tanzt auf Gartenfesten, um zu zeigen, dass er irgendwie offen ist“.

Während antikes Denken noch von außen nach innen dachte, kann nun umgekehrt behauptet werden, dass neuzeitliches, progressives Denken von innen nach außen stattfindet. Der Mensch ist jetzt nicht mehr das Werkzeug irgendwelcher Götter, sondern mehr und mehr Schöpfer seines eigenen Lebens. Die neuzeitliche Transformation beginnt also damit, dass der Mensch die Natur und die Welt, und schließlich sich selbst mit anderen Augen sieht. Eine neue Weltordnung beginnt.

Das Neue

Die Progressiven

Das Neue begann: „Mit der Studentenbewegung von 1968, mit Umbrüchen wie der machtvollen Popkultur hält wiederum ein neues Menschenbild Einzug. Die 68er protestieren gegen eine vermeintlich erstarrte Gesellschaft in West wie Ost, eine Technokratie, die dem Individuum keinen Raum einräumt, sondern angepasstes Verhalten verlangt. Irrationale Seiten des Menschen wie Fantasie werden von den 68ern dagegengehalten, Esoterik, Utopien, aber auch Kunst und Kultur sind dabei Ausdruck dieser Haltung.“ (Wikipedia).

Aus den damaligen Hippies, der  „Love and Peace“ Generation, entwickelte sich die Saat der progressiven Weltverbesserer, die nur ihre Meinung zu lassen, und jeden Konservativen am liebsten in Ketten legen würden. Für sie sind die aristotelischen Werte nicht mehr von Bedeutung.

Progressive bilden die Majorität in unserer Gesellschaft, der kleinere Teil, die Konservativen, sind zu ihren Feinden geworden, die es buchstäblich zu vernichten gilt. Unsere Argumente, die auf Vernunft und Wissenschaft beruhen, werden als intolerant und rassistisch abgewertet und wir gleich mit.

Aus Kollegen sind Feinde geworden, Bekannte wechseln die Straßenseite, Verwandte sagen Familientreffen ab, und die Nachbarn begrüßen sich mit „As-Salaam-Alaikum“ und „Allahu-Akbar“.

Progressive leben in einer Welt, in der es keine Kritik geben darf. Ihre Welt ist voller Vorurteile. Big Data, Facebook/Meta, Twitter, die Netzgiganten, Soziale Netzwerke, die Lügenmaschinen, bilden das Imperium. Sie beherrschen den öffentlichen Diskurs. Sie entscheiden, wer Wahlen gewinnt, oder auch nicht.

Lügenmaschinen gibt es auf der ganzen Welt. Unsere Lügenmaschinen in Europa und Amerika, sind von den Lügenmaschinen in China und den arabischen Ländern nicht mehr zu unterscheiden. In China berichten die Lügenmaschinen über die Erfolge der Kommunistischen Partei und die Verteufelung des kapitalistischen Westens. In den arabischen Ländern berichten die Lügenmaschinen über die weltweiten Erfolge des Islams und die Verteufelung des gottlosen und dekadenten Westens, und in Europa und Amerika berichten die Lügenmaschinen über eine Ideologie, die gegen die menschliche Natur, gegen die menschliche Tradition und gegen unser kulturelles Erbe verstößt.

Wir sind bedeutungslos geworden. Für uns soll die Zukunft in der Gegenwart enden.

Was nun?

Der konservative, Abgeordnete Madison Cawthorn (R) aus North Carolina sieht: „Zu viele Progressive, die in den Führungsetagen unserer Kultur sitzen“, die mit „einem grausamem Fanatismus agieren“, und weiter: „Die moderne progressive Ideologie fordert ihre Anhänger auf, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, und ersetzt die Furcht vor Gott durch die Furcht, in schlechtem gegenwärtigen und historischen Licht zu stehen. Progressive prophezeien eine säkulare Apokalypse, um schlechtes Verhalten zu rechtfertigen.“

Die Konservativen stehen dem Machtwillen der Progressiven und ihren utopischen Träumen im Weg. Ihre Träume sind für uns alle zum Albtraum geworden. Sie haben Familien gespalten, Freunde gegeneinander aufgehetzt, und die Nationen gespalten. Progressive sind für den Zustand der Nationen verantwortlich. Konservative waren an diesem Amoklauf nicht beteiligt.

Die Welt in der wir leben ist schon längst eine andere geworden. Die vertraute und sichere Welt von damals, die Bonner Republik, das war einmal. Katastrophen beherrschen jetzt den Alltag, und die eigene Existenz steht auf dem Spiel. Eine Schreckensmeldung folgt der anderen, und am Horizont ist kein Ende in Sicht.

Angst ist in unseren Alltag eingedrungen, und man fragt sich, wie konnte das alles passieren, wer ist verantwortlich dafür, und was wird mit uns geschehen?

Die Antworten sind verblüffend einfach und ernüchternd. In unseren Gesellschaften sind Politiker für den Zustand eines Landes verantwortlich, verantwortlich sind die Wirtschafts- und Finanzkapitäne, die Medien, und last but not least die Bürger.

Schon Friedrich Nietzsche bezeichnete den Staat als das „kälteste aller Ungeheuer“.

„Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: ‚Ich, der Staat, bin das Volk.’“ Der Staat, so Nietzsche, „lügt in allen Zungen des Guten und Bösen; und was er auch redet, er lügt – und was er auch hat, gestohlen hat er’s. / Falsch ist alles an ihm; mit gestohlenen Zähnen beißt er, der Bissige. Falsch sind selbst seine Eingeweide.“

Die Übermacht der Progressiven ist das Problem. Die Machtverhältnisse müssen sich ändern. Je länger wir warten, umso schwieriger wird es werden. Der Konservatismus beginnt in der Tragödie, aber der Progressivismus endet in ihr.

4 Gedanken zu „Feindbilder: konservativ und progressiv

  1. Feder und Geist

    Guter Beitrag. Die Progressiven von heute sind die Ultrareaktionären von morgen, die sich des Liberalismus bedienen, um diesen letztendlich abzuschaffen. Sehen wir gerade wieder im Fall Kathleen Stock.

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  2. Pingback: Feindbilder: konservativ und progressiv — Lindas Einblick | German Media Watch-Blog

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