Ich hoffe die Verfasser der Pariser Erklärung, die ich am Endes des Beitrags erwähne, sehen mir nach, dass ich ihre Erklärung zusammengefasst und auf das Wesentliche verkürzt habe, obwohl die Pariser Erklärung in voller Länge noch spannender ist, als meine Zusammenfassung.
Die Schirmherren dieses falschen Europas sind verzaubert vom Aberglauben an einen unaufhaltbaren Fortschritt. Sie glauben, die Geschichte auf ihrer Seite zu haben, und dieser Glaube macht sie hochmütig und geringschätzig. Sie sind unfähig, die Fehler jener post-nationalen und post-kulturellen Welt zu erkennen, die sie selber konstruieren.
Mehr noch: Sie sind ignorant gegenüber den wahren Quellen der menschlichen Würde, die sie angeblich so hoch schätzen. Sie ignorieren die christlichen Wurzeln Europas, lehnen diese sogar ab. Gleichzeitig verwenden sie große Mühen darauf, keine Muslime zu beleidigen, von denen sie annehmen, dass sie begeistert ihren säkularen, multikulturellen Standpunkt teilen werden. Versunken in Vorurteilen, Aberglauben und Ignoranz, geblendet von eitlen, selbst beweihräuchernden Visionen einer utopischen Zukunft, unterdrücken sie reflexartig jede abweichende Meinung – natürlich im Namen von Freiheit und Toleranz.

Das falsche Europa ist utopisch und tyrannisch. Unsere Nationen und unsere gemeinsame Kultur werden ausgehöhlt durch Illusionen und Selbsttäuschungen darüber, was Europas ist und was es sein sollte. Dieses falsche Europa sieht sich als Erfüllung unserer Zivilisation, wird aber in Wahrheit unsere Heimat enteignen.
Das falsche Europa rühmt sich eines nie dagewesenen Engagements für die „Gleichheit“. Es behauptet, die Nicht-Diskriminierung und die Inklusion aller Völker, Religionen und Identitäten zu fördern.
Über die Dauer einer Generation hat Europa das Großprojekt des Multikulturalismus verfolgt. Allein die Forderung oder wenigstens die Förderung einer Assimilation der nicht-europäischen Neuankömmlinge an unsere Sitten und Gebräuche, geschweige denn unsere Religion, wurde für ein großes Unrecht gehalten.
Der neue Selbstanspruch verlangt den Europäern die Selbstverleugnung von Heiligen ab: Wir sollen die Kolonisierung unserer Heimat und den Verfall unserer Kultur gutheißen in der bloßen Hoffnung auf den Nachruhm des Europas des 21. Jahrhunderts.
Multikulturalismus funktioniert nicht, niemals.
Die politischen Entscheider nehmen an, dass irgendwie, durch die Gesetze der Natur oder der Geschichte, „sie“ notwendigerweise so werden wie „wir“ – und es scheint ihnen undenkbar, dass das Gegenteil stimmen könnte.
Es gibt noch eine weitere, dunklere Arglist, die am Werk ist. Die politische Klasse hat entschieden, dass ihr eigenes Interesse in der Globalisierung liege. Sie wollen daher supranationale Organisationen schaffen, die sie kontrollieren können, ohne das störende Einmischen der Nationalstaaten fürchten zu müssen. Uns wird immer und immer wieder gesagt: Es gibt keine Alternative. Das ist die sanfte, aber immer realere Tyrannei, der wir ausgesetzt sind.
Massenkultur und Konsumfixiertheit können letztlich nicht zum Erhalt unserer Gesellschaft beitragen. Von höheren Idealen entfernt, und durch die multikulturelle Ideologie entmutigt, patriotischen Stolz zu zeigen, haben unsere Gesellschaften nunmehr große Schwierigkeiten, sich selbst zu verteidigen.
Viele europäische Intellektuelle an den Schulen und Universitäten zählen leider zu den Chefideologen des falschen Europas. In der Konsequenz sind unsere Universitäten heutzutage Agenten der stattfindenden Zerstörung unserer Kultur und Heimat.
Das wahre Europa
Das wahre Europa ist eine Gemeinschaft von Nationen. Wir haben unsere eigenen Sprachen, Traditionen und Grenzen. Die Nationalstaaten sind Europa. Eine nationale Gemeinschaft ist stolz darauf, sich selbst auf seine eigene Art und Weise zu regieren, rühmt sich seiner großen nationalen Errungenschaften in Kunst und Wissenschaft und steht mit anderen Nationen im Wettbewerb.
Das wahre Europa ist geprägt durch das Christentum. Es ist daher kein Zufall, dass der Niedergang des christlichen Glaubens in Europa einhergeht mit den erneuten Versuchen, eine politische Einheit zu schaffen – ein Imperium durch die Europäische Union. Erst das Christentum hat die kulturelle Einheit Westeuropas ermöglicht. Das wahre Europa bekräftigt die gleiche Würde eines jeden Individuums, unabhängig von Geschlecht, Rang oder Volkszugehörigkeit. Auch dies speist sich aus christlichen Wurzeln.
Die Zukunft Europas kann nur in der erneuerten Wertschätzung unserer besten Traditionen liegen, nicht in einem falschen Universalismus.
Das wahre Europa ist in Gefahr
Die Errungenschaften der Volkssouveränität, der Widerstand gegen imperiale Versuchungen, das christliche Erbe eines würdigen Lebens, all das entgleitet uns. Durch die Konstruktion eines falschen Christentums der „universellen Menschenrechte“, durch die Protagonisten des falschen Europas, verlieren wir unsere Heimat. Das falsche Europa brüstet sich mit einem nie gekannten Einsatz für die menschliche „Freiheit“. Diese Freiheit aber ist sehr einseitig. Sie gibt sich selbst als Befreiung von allen Einschränkungen aus: sexuelle Freiheit, Freiheit zur Selbstverwirklichung, Freiheit, „man selbst“ zu sein.
Die Generation der Achtundsechziger sieht diese Freiheiten als Siege gegen ein einstmals allmächtiges und repressives kulturelles Regime. Sie stilisieren sich als die großen Befreier und behaupten, ihre Übertretungen seien anzuerkennen als vornehme moralische Errungenschaften, für welche ihnen die ganze Welt dankbar sein sollte. Eine falsche Freiheit setzt sich durch.
Der liberale Hedonismus führt oftmals zu Langeweile und einem Gefühl der Sinnlosigkeit. Der Bund der Ehe ist geschwächt. In der aufgewühlten See der sexuellen Freiheit werden die Wünsche junger Menschen, zu heiraten und Familien zu gründen, oftmals enttäuscht. Eine Freiheit, die unsere innigsten Herzenswünsche frustriert, wird zu einem Fluch. Unsere Gesellschaften scheinen sich aufzulösen in Individualismus, Isolation und Ziellosigkeit. Anstelle wahrer Freiheit sind wir zur leeren Konformität einer konsum- und mediengesteuerten Kultur verurteilt.
Es ist unsere Pflicht, die Wahrheit auszusprechen: Die Generation der Achtundsechziger hat zerstört, aber nicht aufgebaut. Sie haben ein Vakuum geschaffen, das nunmehr mit sozialen Medien, Billigtourismus und Pornografie angefüllt wird.
Die Europäische Union versucht jetzt, die existierenden Regeln der Meinungsfreiheit zu verschärfen, einer ursprünglichen europäischen Freiheit und der unmittelbaren Verkörperung des freien Gewissens. Diese Regulierungen richten sich aber nicht etwa gegen Obszönitäten oder andere Anschläge auf den sittlichen Anstand im öffentlichen Leben. Stattdessen wollen Europas regierende Klassen die politische Redefreiheit einschränken. Politiker, die unangenehme Wahrheiten über sittliche Werte, den Islam oder Migration ansprechen, sollen vor den Richter gezerrt werden.
Unsere Zukunft ist das wahre Europa. Wir fordern alle Europäer auf, uns bei der Ablehnung der Fantasterei einer multikulturellen Welt ohne Grenzen zu unterstützen.
Die Verfasser
Philippe Bénéton (France)
Rémi Brague (France)
Chantal Delsol (France)
Roman Joch (Česko)
Lánczi András (Magyarország)
Ryszard Legutko (Polska)
Pierre Manent (France)
Janne Haaland Matlary (Norge)
Dalmacio Negro Pavón (España)
Roger Scruton (United Kingdom)
Robert Spaemann (Deutschland)
Bart Jan Spruyt (Nederland)
Matthias Storme (België)
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Im Wesentlichen stimme ich zu. Wir sollten aber nicht immer Europa sagen, wenn wir die EU meinen. Europa ist mehr. Allerdings fürchte ich, als ein durchaus europäische Denkender, dass die EU früher oder später zerbrechen wird. Aus vielen Gründen. Aber auch deswegen, weil sie kaum demokratisch verfasst und legitmiert ist. Auch den Euro einzuführen war ebenfalls ein großer Fehler. Hannes Hofbauer hat vor einiger Zeit schon mal einen Nachruf auf „Europa“ verfasst. Dazu schrieben die NachDenkSeiten Folgendes: https://www.nachdenkseiten.de/?p=68872
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