Als der Apostel Petrus auf seiner Flucht aus Rom Christus begegnete, fragte er ihn:
„Domine, quo vadis?“ („Wohin gehst du, Herr?“) Er erhielt zur Antwort: „Romam venio iterum crucifigi“ („Nach Rom, um mich erneut kreuzigen zu lassen“).
Wohin gehen wir und wohin bewegen sich unsere gesellschaftlichen Strukturen? Auf diese Fragen sollten wir schnellstmöglich Antworten finden, bevor wir eines Morgens vom Ruf des Muezzins geweckt werden. Für 30 Städte und Gemeinden in unserem Land, ist dies schon bittere Realität geworden.
Gesellschaftliche Wandlungen vollziehen sich mal schneller, mal langsamer. Die Mitglieder der Gesellschaften bemerken die Veränderungen lange Zeit nicht, oder wollen nicht wahrnehmen, was um uns herum passiert, weil es nicht in ihre „schöne neue Welt“ passt. Sie verleugnen die alltäglichen Abscheulichkeiten und sehen weg, wenn sie passieren.
Für Beck (1986) nimmt Letzteres eindeutig immer mehr überhand, so dass sich in der heutigen weit vorangeschrittenen „zweiten Moderne“ sozialer Wandel als „programmlose abstimmungsfreie Dauergesellschaftsveränderung ins Unbekannte“ darstellt.
Probleme werden nicht gelöst, sondern verschoben [vervielfacht] – und erreichbar ist dadurch allenfalls Zeitgewinn. Das wirkt ziemlich bedrohlich.
Plastisch vergleicht Anthony Giddens (1990: 173/174) dieselbe Einschätzung mit einem Bild aus der indischen Mythologie. Er sieht die Moderne als „Dschagannath-Wagen“, der unmerklich Fahrt aufnimmt und zu dem Zeitpunkt, zu dem seine Insassen Anlass sehen, seine Geschwindigkeit und Richtung zu bestimmen, ihrer Kontrolle schon so weitgehend entglitten ist, dass sie sich zwar einerseits mit allen Kräften bemühen müssen, ihn zumindest so zu steuern, dass sie nicht ganz schnell an die Wand fahren – von anzusteuernden Zielen ist längst keine Rede mehr!
Doch andererseits ist ihnen sehr bewusst, dass sie sogar dieses Minimalprogramm nur noch mit immer mehr Glück bewältigen können – und wie lange noch?
Fazit
Unsere Gesellschaft, getrieben von dem Gedanken einer multikulturellen „schönen neuen Welt“, die es nie geben wird, wie jetzt schon die Anfänge zeigen, steuert führungslos direkt in die Katastrophe. Bunt angemalt und lächelnd eilen sie ihrem Untergang entgegen.
Richard Münch (1991: 34) notiert: „Die moderne westliche Kultur lebt in der Spannung zwischen Idee und Wirklichkeit.“
Alles nahm seinen Anfang am Ende des vorigen Jahrhunderts. In diesem Jahr übernahmen in unserem Land die Sozialisten die Macht, und ich gebe zu, dass auch ich sie zu meinem Bedauern gewählt habe, und begannen damit ihre weltfremde utopische Ideologie in die Tat umzusetzen. Schlimm und verachtenswert daran ist, dass selbst die ernüchternde Wirklichkeit es nicht vermag, sie von ihrem Weg abzubringen. Traurig ist, dass die Menschen nicht mehr in der Lage sind, einen Richtungswechsel einzuleiten.
„Quo vadis?“
„Nach Rom.“