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Skrupelloser Betrug mit Bluttest: Theranos-Gründerin muss 11 Jahre in Haft

Elisabeth Holmes verdiente mit nicht funktionierenden Bluttests Millionen. Sie schaffte es als jüngste Selfmade-Millionärin sogar auf das Cover von Forbes. Dann folgte der tiefe Sturz des einst gefeierten Stars aus dem Silicon Valley. Die Theranos-Gründerin  Elizabeth Holmes wurde nun wegen Betrugs zu 11 Jahren Haft verurteilt.

Erster Beitrag erschien im Januar 2022

Es ist ein vergleichsweise hartes Urteil: Die Gründerin des US-Bluttest-Start-ups Theranos muss mehr als elf Jahre ins Gefängnis. Dieses Strafmaß setzte das Bezirksgericht in San Jose, Kalifornien, am Freitag fest. US-Medien zufolge will Holmes Berufung gegen das Urteil einlegen.

Holmes‘ Anwälte hatten mit einer Höchststrafe von maximal 18 Monaten gerechnet. Die 38-Jährige erwartet laut „New York Times“ derzeit ihr zweites Kind. Vor Gericht war sie sichtlich schwanger in schwarzem Kleid und Mantel erschienen.

Bereits im Januar dieses Jahres hatte eine Jury Holmes wegen vielfachen Betrugs schuldig gesprochen. Sie sah den Betrug an den Investoren des Start-up-Unternehmens als erwiesen an. Der einstige Silicon-Valley-Star hatte den Geldgebern vorgegaukelt, mit einem einzigen Tropfen Blut bis zu 70 verschiedene Blutwerte – von Cholesterin bis hin zu Krebsindikatoren – analysieren zu können. Tatsächlich funktionierte die Technologie nie.

Schon im Januar ließ sich Holmes schwängern, um mit einer milden Strafe rechnen zu können. Auch die zweite Schwangerschaft im jetzigen Verfahren konnte Holmes nicht vor einer Verurteilung retten. Die Geschworenen ließen sich auch diesmal nicht hinters Licht führen.

Die Verkündigung des Strafmaßes stellt den Schlussstrich unter einen langjährigen Prozess dar, der das Silicon Valley in Atem gehalten und Bücher, Dokumentationen und Filme über die Studienabbrecherin von der Stanford University inspiriert hat. Bei Verkündigung des Strafmaßes umarmte Holmes ihre Eltern. Zuvor hatte sie sich unter Tränen an das Gericht gewandt, sich bei den Opfern und Investoren entschuldigt und gesagt, sie übernehme die volle Verantwortung für Theranos.

„Ich bin am Boden zerstört über mein Versagen“, sagte Holmes. „Rückblickend gibt es so viele Dinge, die ich anders machen würde, wenn ich die Chance dazu hätte. Ich habe versucht, meinen Traum zu schnell zu verwirklichen.“

Ex-Lebensgefährte wurde bereits verurteilt.

Im Juli war bereits der Ex-Lebensgefährte und frühere Präsident von Theranos, Ramesh „Sunny“ Balwani, in allen Anklagepunkten für schuldig befunden worden. Ihm drohen 20 Jahre Haft. Theranos hatte versprochen, die Gesundheitsbranche durch günstige Bluttests zu revolutionieren. Zwischenzeitlich war das Start-up zehn Milliarden Dollar wert.

Holmes und Balwani hatten Investoren und Patienten laut Gericht über die Leistungsfähigkeit der Theranos-Geräte belogen. Die eigene Technologie wurde zwischen 2003 und 2015 als führend herausgestellt. Tatsächlich wurden wichtige Bluttests nicht auf Theranos-eigenen Apparaten durchgeführt, sondern auf Siemens-Maschinen.

Als die Probleme ans Licht kamen, brach Theranos nach dem Einschreiten der US-Aufsicht und Aktionärsklagen zusammen. Holmes war eine der wenigen weiblichen Gründungspersönlichkeiten im Silicon Valley. Ihre Prominenz – Holmes war unter anderem Gast im Weißen Haus – führte zu einer großen öffentlichen Aufmerksamkeit für den Fall.

Wesentliche Rolle von Balwani und Holmes

Holmes fungierte als das öffentliche Gesicht des Unternehmens. Laut der Staatsanwaltschaft spielte aber auch Balwani, heute 57, eine wesentliche Rolle. E-Mails und Textnachrichten zeigten, dass die beiden sowohl beruflich als auch in einer Liebesbeziehung miteinander verbunden waren.

Balwani hatte die Vorwürfe in seinem Verfahren zurückgewiesen. Seine Anwälte argumentierten, die Staatsanwaltschaft habe sich nur einen Bruchteil der Bluttests herausgepickt: jene mit besonders schlechten Ergebnissen. Millionen andere Tests in einer nicht mehr existenten Theranos-Datenbank seien ignoriert worden. Gegen Balwani wurde angeführt, dass er eine Zeit lang das in der Firma streng abgeschottete Labor geleitet hatte.

Holmes hatte Balwani in ihrem Verfahren vorgeworfen, sie sexuell und psychisch missbraucht zu haben. Die Staatsanwaltschaft hingegen hatte argumentiert, Balwani und Holmes hätten eng zusammengearbeitet, um den Betrug, der durch Recherchen des „Wall Street Journals“ ans Licht kam, aufrechtzuerhalten.

Die FAZ schreibt dazu:

Der Schuldspruch betrifft allerdings nur vier von insgesamt elf Anklagepunkten, wie unter anderem das „Wall Street Journal“ und der Finanzdienst Bloomberg am Montag aus dem Gerichtssaal im kalifornischen San Jose berichteten.

Die heute 37-Jährige wurde als Visionärin gefeiert und in Presseartikeln mit Apple-Gründer Steve Jobs verglichen – was von ihrer Vorliebe für schwarze Rollkragenpullover noch unterstützt wurde.

Auch das Handelsblatt berichtete über diesen Fall.

Theranos-Gründerin schuldig gesprochen

Die einstige US-Vorzeigeunternehmerin Elizabeth Holmes ist des Betrugs an Investoren schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen sahen vier von insgesamt elf Anklagepunkten als erfüllt an, wie aus Gerichtsunterlagen in der Nacht zum Dienstag hervorging. (FAZ vom 04.01.2022).

Theranos war ein amerikanisches Unternehmen in Privatbesitz, das als bahnbrechendes Gesundheitstechnologieunternehmen angepriesen wurde. Das Unternehmen behauptete, es habe Bluttests entwickelt, die nur sehr geringe Mengen Blut benötigten und dank kleiner automatisierter Geräte schnell durchgeführt werden könnten.

Elisabeth Holmes wollte mit Theranos Bluttests revolutionieren – und schaffte es als jüngste Selfmade-Milliardärin sogar auf das Cover von Forbes. Dann folgte der tiefe Sturz des einst gefeierten Stars aus dem Silicon Valley.

Die Theranos-Gründerin  Elizabeth Holmes, wurde nun im Betrugsfall schuldig gesprochen.

Elzabeth Holmes – Gründerin von Theranos

Holmes wurde schon 2009 zum Liebling des Silicon Valley und war auf zahlreichen Titelseiten von Zeitschriften zu sehen. Holmes, die Theranos als 19-jährige Studienabbrecherin der Elite-Uni Stanford gründete, wurde als Visionärin gefeiert. Medien verglichen sie mit Apple-Gründer Steve Jobs – was von ihrer Vorliebe für schwarze Rollkragenpullover noch unterstützt wurde. Man hat ihr auch vorgeworfen, ihre Stimme um ein oder zwei Oktaven gesenkt zu haben, um ihre männlichen Geschäftspartner zu beeindrucken.

Ihre neu entwickelte, revolutionäre Idee, war so überzeugend, dass Holmes und ihr Geschäftspartner Ramesh Balwani, Ehemaliger Präsident und Chief Operating Officer von Theranos, schnell eine Finanzierung in Höhe von 945 Millionen Dollar sicherstellten, und lukrative Verträge mit Pfizer, Walgreens und Safeway abschließen konnten.

Die Technologie hätte die herkömmliche Methode der Blutentnahme über Nadeln überflüssig gemacht, die Blutentnahmen hätten nicht mehr an Labore versendet werden müssen, und das tagelange Warten auf die Testergebnisse wäre auch entfallen.

Holmes hatte viele hochkarätige Investoren dazu gebracht, fast eine Milliarde Dollar in ihr Herzensunternehmen Theranos zu investieren, das behauptete, die Bluttestmethoden zu revolutionieren. Die neue Technik sei in der Lage, Hunderte von Krankheiten, darunter Krebs und Diabetes, mit nur wenigen Tropfen Blut zu diagnostizieren.

Das von Holmes gegründete Start-up-Unternehmen, wurde einst mit 9 Mrd. Dollar bewertet. Zu ihren Investoren gehörten einflussreiche Leute wie Rupert Murdoch und der Tech-Mogul Larry Ellison.

Anklage und Urteil

Ein Gericht in Kalifornien hat am Montag, den 3. Januar 2022, die Gründerin von Theranos, Elizabeth Holmes, verurteilt, weil sie Investoren um Hunderte von Millionen Dollar betrogen hat.

Die Geschworenen haben Elizabeth Holmes, für schuldig befunden, Lügen über die Bluttesttechnologie ihres Unternehmens verbreitet, und die unbrauchbaren Testergebnisse vertuscht zu haben, um Investoren um Hunderte von Millionen Dollar zu betrügen.

Holmes, 37, wurde schon 2018 wegen neunfachen Betrugs und zweifacher Verschwörung zum Betrug angeklagt, nachdem ihr Silicon-Valley-Start-up unter der Last gefälschter Behauptungen zusammengebrochen war.

Die Geschworenen befanden Holmes in einem Fall der Verschwörung zum Betrug von Anlegern und in drei Fällen des Betrugs für schuldig. Auf jeden Anklagepunkt steht eine Höchststrafe von 20 Jahren Gefängnis.

Holmes‘ Prozess zog sich über fast vier Monate hin. Dutzende von Wissenschaftlern, leitenden Angestellten und sogar ein Vier-Sterne-General wurden als Zeugen geladen.

Die Staatsanwaltschaft verbrachte den größten Teil ihres Prozesses damit, Holmes als verzweifelte Betrügerin darzustellen, die schamlos lügt, um Geld zu verdienen. Die Verteidigung behauptete, sie sei eine missverstandene Frau, die unter der Fuchtel eines kontrollierenden Miteigentümers Ramesh Balwani und Svengali stand, der sie auf Schritt und Tritt manipulierte.

Als Svengali bezeichnet man eine Person im Hintergrund, die eine andere Person stark beeinflusst oder sogar manipuliert, wie etwa ein einflussreicher Manager den von ihm betreuten Künstler. Besonders in angelsächsischen Ländern wird die Bezeichnung häufig für einen Strippenzieher mit bösen Absichten verwendet.

Die fesselndste Aussage des Prozesses kam von der Angeklagten selbst, die sagte, sie sei an der Stanford University vergewaltigt worden, habe das College abgebrochen und sei bei Balwani eingezogen. Sie sagte aus, Balwani habe sie im Stich gelassen, weil er es versäumt habe, die Probleme des Unternehmens zu beheben.

Ihre Anwälte machten Ramesh Balwani, ihren Ex-Freund und früheren Geschäftspartner, für den Betrug verantwortlich. Holmes beschuldigte Balwani, der 19 Jahre älter war als sie, des emotionalen und sexuellen Missbrauchs.

Balwani, dem im Februar der Prozess gemacht werden soll, hat diese Vorwürfe vehement bestritten.

Berichten zufolge war Balwani im Jahr 2009 als Präsident von Theranos in Holmes‘ Start-up eingestiegen. Er war für die Führung des Tagesgeschäfts des Unternehmens verantwortlich und begann schon bald eine Liebesbeziehung mit Elzabeth Holmes.

Über das Strafmaß für Elizabeth Holmes, wird Richter Edward Davila zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Theoretisch drohen Holmes bis zu 20 Jahre Gefängnis pro Anklagepunkt – allerdings gingen Prozessbeobachter in den USA davon aus, dass die Strafe deutlich milder ausfallen dürfte.

Laut den Anwesenden im Gerichtssaal zeigte Holmes nach der Urteilsverkündung keine Anzeichen von Emotionen. Sie verließ den Gerichtssaal mit ihrem Ehemann Billy Evans und ihren Eltern.

Holmes sollte schon viel früher vor Gericht gestellt werden – sie wurde vor drei Jahren angeklagt – aber ihr Betrugsverfahren wurde durch COVID-19 und eine Schwangerschaft verzögert.