Die nächste Verschwörungstheorie wird wahr: Twitter-Geheimabsprachen im US-Wahlkampf
Sebastian Thormann
am 4. Dezember 2022
Kommentar
Von Sebastian Thormann
Dass Twitter mitten in der heißen Phase des letzten US-Präsidentschaftswahlkampf Artikel und Tweets zugunsten des jetzigen Amtsinhabers zensierte, ist nun schon seit Jahren ein offenes Geheimnis. Die damalige Enthüllung der New York Post, der drittgrößten Zeitung in den USA, über Joe Bidens Rolle in den zwielichtigen Auslandsgeschäften seines Sohns Hunter Biden, wurde prompt von Twitter blockiert – inklusive der Sperrung der New York Post und zunächst auch jedem der den Artikel twitterte, u.a. etwa der damaligen Sprecherin des Weißen Hauses unter Trump Kayleigh McEnany. All das geschah unter dem Vorwurf, dass veröffentlichte Material sei, der New York Post über einen womöglich sogar russischen Hack in die Hände gefallen – ein frei erfundener Vorwand von Joe Bidens Umfeld, um jede Diskussion der Story abzublocken. Die völlig wahre Story wurde so auf Social Media begraben.
Biden gewann die Wahl am Ende dank gerade einmal gut 44.000 Stimmen Vorsprung – viel knapper als etwa die Wahl Trumps 2016. Hätten mehr Wähler von der Hunter Biden Story gehört, ist es gut möglich, dass die Wahl anders gelaufen wäre – wir werden es nie erfahren. Offensichtlich für viele Konservative war schon lange: Das rücksichtslose Vorgehen gegen die New York Post war nur die Spitze des Eisbergs. Schon seit Jahren zensieren und sperren viele Sozial Media-Konzerne besonders zu Gunsten von Linken. Dass dies aber mehr als eine eigene politische Voreingenommenheit ist, sondern sie mit linken Politikern unter einer Decke stecken, mit ihnen regelrecht koordiniert vorgehen, galt bisher als Verschwörungstheorie. Bisher.
Mit denen von Twitters neuen Eigentümer Elon Musk nun öffentlich gemachten internen E-Mails ist nun klar: Ersuche, bestimmte Tweets zu löschen, kamen zum Teil direkt aus der Parteizentrale von Joe Bidens Demokraten und seinem Wahlkampfteam – und wurden umgehend umgesetzt. Beiträge wurden direkt auf Geheiß politischer Akteure entfernt. Die öffentliche Meinung in den Sozialen Medien wurde manipuliert.
Erinnert sich noch wer an die Aufregung, als bekannt wurde, dass Trumps Team 2016 die Firma „Cambridge Analytica“ zur personalisierten Facebook-Wahlwerbung einsetzte? Das galt damals als Megaskandal, es war gar die Rede davon, Trump habe seine Präsidentschaft Manipulation in den Sozialen Medien zu verdanken. Was Musk jetzt enthüllte, stellt all das in den Schatten: Wenn ein bisschen personalisierte Werbung a la „Cambridge Analytica“ eine Bedrohung für die Demokratie ist, was ist es dann, wenn Politiker ihnen unliebsame Beiträge von Social-Media-Plattformen löschen lassen? Und damit womöglich eine Wahl zu ihren Gunsten entscheiden?
Wenn der Informationsfluss der Wähler manipuliert wird, um einer politischen Richtung zugute zu kommen – etwa, wenn große Medien in Polen oder Ungarn klar eine Partei bevorzugen – dann sprechen viele Journalisten oft von unfairen Wahlen. Wie ist es dann, wenn der politische Einschlag eine Ebene höher zur Erscheinung kommt? Wenn Plattformen die Verbreitung unliebsamer Nachrichten oder Medien verhindern? Was bei Twitter, und womöglich auch auf manch anderer Plattform passiert ist, hat der Demokratie geschadet und unseren Presse- und Meinungswettbewerb beschädigt.
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